Alternative zur OP bei Rückenschmerzen: Die periradikuläre Therapie

Rückenschmerzen können von Nervenwurzeln im Bereich der Wirbelsäule ausgehen. Wenn diese z.B. durch Druck gereizt werden, etwa durch einen Bandscheiben­vorfall oder eine verschleißbedingte knöcherne Verengung der Nervenlaufbahn, können Rückenschmerzen sowie eine Beein­trächtigung im Versorgungsgebiet des betroffenen Nerves die Folge sein.

Liegt die Nervenwurzel in der Halswirbelsäule, können die Schmerzen in den Arm ausstrahlen, von der Lendenwirbelsäule aus, strahlen sie ins Bein. Mediziner sprechen von radikulären Schmerzen, die für Betroffene sehr belastend und auch heute noch häufig Anlass für eine OP sind. Dr. Frank Thormählen, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus Hamburg, hat uns im Kurzinterview eine Alternative erläutert: Die periradikuläre Therapie, kurz PRT.

Herr Dr. Thormählen, Sie behandeln seit vielen Jahren Menschen mit Rückenleiden. Welche therapeutischen Möglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung?

Menschen mit Rückenleiden, die bei uns vorstellig werden, haben in den meisten Fällen starke Schmerzen und sind in ihrer Lebensführung und Lebensqualität stark eingeschränkt. Zunächst versuchen wir, den schmerzenden Rücken mit klassischen konservativen Therapien wie lokale Wärme, Schmerzmittel, Krankengymnastik, Chirotherapie, Manueller Therapie oder auch Akupunktur zu behandeln. Wenn dies nicht zum gewünschten Erfolgt führt und die Schmerzen von einer Nervenwurzel ausgehen, haben wir eine alternative konservative Behandlungsmethode – die periradikuläre Therapie – zur Verfügung, um die Nervenwurzel direkt zu behandeln. Eine OP kann so häufig vermieden werden und sollte aus meiner Sicht auch das letzte Mittel sein, wenn alle konservativen Behandlungsansätze ausgeschöpft sind.

Die periradikuläre Therapie ist eine Alternative zur Operation in der Orthopädie.

Periradikuläre Therapie, was ist das?

Bei dieser Methode wird ein Schmerzmedikament, meist ein Lokalanästhetikum in Kombination mit einem Cortisonpräparat, direkt an die betroffene Nervenwurzel gespritzt. Wir haben so die Möglichkeit, die Medikamente genau dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden und so auch optimal wirken können. Das ermöglicht eine möglichst kleine Dosis und somit auch möglichst kleine Belastung für den Organismus. Damit der behandelnde Arzt die richtige Stelle findet und punktieren kann, befindet sich der Patient während der Behandlung im Computertomographen (CT), was dem Arzt eine unmittelbare Bildkontrolle ermöglicht. Durch die Injektion des Medikaments bildet sich die Schwellung zurück und die Schmerzen lassen nach. In der Regel sind 3 – 4 Behandlungen im Abstand von etwa 1 Woche nötig, bis die Schmerzen vollständig verschwinden.

Diese Fragen zur PRT werden Dr. Frank Thormählen häufig gestellt:

Wie lange dauert der Eingriff?

Die Gesamtdauer des Eingriffes beträgt etwa 10 Minuten.

Kann ich nach der Behandlung direkt nach Hause?

Ja, allerdings sollten Sie 6 Stunden nach der Behandlung nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen und für 24 Stunden nicht alleine sein.

Tut eine PRT weh?

Die PRT wird mittels einer hauchdünnen Injektionsnadel durchgeführt. Die Schmerzen beim Einführen der Nadel sind vergleichbar mit einer Blutabnahme. Wenn sich die Nadel in der Nähe des Nervs befindet, kann ein kurzer, einschießender Schmerz in das Versorgungsgebiet des Nervs ausgelöst werden. Auch bei der Injektion ist eine Art Ziehen im betroffenen Arm oder Bein möglich.

Wie oft muss die PRT durchgeführt werden?

Einige Patienten berichten bereits nach der ersten Behandlung von einer deutlichen Verbesserung der Schmerzen Im Rücken. Oft sind aber mehrere Wiederholungen nötig, um Beschwerdefreiheit zu erzielen. Diese finden im Abstand von 7 bis 10 Tagen statt.

Brauche ich nach der PRT eine Krankschreibung?

Nein, eine Krankschreibung ist in der Regel nicht nötig.

Wird eine PRT von der Krankenkasse übernommen?

Die privaten Krankenkassen kommen für die Behandlung auf. Von den gesetzlichen Krankenkassen wird die PRT übernommen, sofern eine Überweisung von einem Arzt mit der Zusatzqualifikation Schmerztherapie vorliegt. Alternativ ist sie als individuelle Gesundheitsleistung (iGeL) auf Selbstzahlerbasis erhältlich. Die Kosten für die Computertomographie sowie die Injektion liegen bei etwa 250 Euro, je nach individuellem Aufwand.

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