Rückenoperationen sind häufig unnötig. Tatsächlich klingen 90 % der Schmerzen, die durch Bandscheibenvorfälle entstehen, mit einer konservativen Therapie innerhalb von sechs bis zwölf Wochen von alleine ab. Dennoch werden in Deutschland jährlich fast 190.000 Bandscheibenoperationen durchgeführt, von denen laut Dr. Marianowicz 80 % überflüssig sind. Die Zunahme dieser Eingriffe wird oft mit der demographischen Entwicklung begründet, doch das allein erklärt den starken Anstieg nicht.
Laut dem AOK-Krankenhausreport 2013 hat sich die Zahl der Bandscheibenoperationen zwischen 2005 und 2010 verdoppelt, obwohl die Gesellschaft in diesem Zeitraum nicht so rapide gealtert ist. Stattdessen spielen wirtschaftliche Interessen der Kliniken eine große Rolle, denn viele Krankenhäuser verfügen über eine steigende Zahl an Betten und Operationskapazitäten, die ausgelastet werden müssen. Zudem gibt es ein übermäßiges Vertrauen in bildgebende Verfahren wie CT und MRT, die zwar detaillierte Bilder liefern, aber keine direkte Aussage über das Schmerzempfinden des Patienten treffen. Viele Menschen haben scheinbar „katastrophale“ Rückenbilder, sind jedoch völlig beschwerdefrei. Werden sie dennoch operiert, geschieht dies ohne medizinische Notwendigkeit. Auch für Patienten mit Beschwerden gibt es minimal-invasive und konservative Therapieformen. Zudem zeigen Studien, dass 30 bis 45 % aller Rückenoperationen nicht einmal den gewünschten Erfolg bringen.
Ein Bandscheibenvorfall ist kein medizinischer Notfall und erfordert keine sofortige Operation. Das oft angeführte Argument, dass ohne OP eine Querschnittslähmung drohe, ist laut Dr. Marianowicz ein Mythos – in dreißig Jahren Berufserfahrung hat er keinen solchen Fall gesehen. Eine Operation ist nur dann notwendig, wenn Lähmungserscheinungen in Armen oder Beinen auftreten, ein Nerv abstirbt oder ein Tumor in der Wirbelsäule nachgewiesen wird – letzteres ist jedoch äußerst selten. Studien zeigen, dass lediglich ein bis vier Prozent aller Rückenpatienten unter solchen Umständen leiden. Alle anderen Beschwerden können ohne chirurgischen Eingriff behoben werden. Die Wahl der Therapie hängt letztlich vom subjektiven Schmerzempfinden des Patienten ab. Muskelstärkung, Schmerzmittel, Entzündungshemmer oder minimal-invasive Methoden sind je nach individuellem Bedarf ausreichend.
Ärzte sollten sich intensiver mit den Patienten und ihrem Lebensumfeld beschäftigen, doch dies ist in der Praxis oft nicht der Fall. Dr. Marianowicz betont, dass ein zwanzigminütiges Gespräch mit einem Patienten ihm mehr Erkenntnisse liefert als Röntgen- oder MRT-Aufnahmen. Der menschliche Körper besitzt eine natürliche Fähigkeit zur Heilung – 90 % aller Schmerzen durch Bandscheibenvorfälle verschwinden mit konservativen Maßnahmen innerhalb von sechs bis zwölf Wochen. In der Vergangenheit, als bildgebende Verfahren nicht verbreitet waren, wurde weniger schnell operiert, und viele Fälle erledigten sich von selbst, bevor es überhaupt zu einer OP kam.
Rückenprobleme lassen sich auch ohne OP bewältigen. Prävention spielt eine entscheidende Rolle: Eine ausgewogene Ernährung, moderate Bewegung und regelmäßige Entspannung können das Leben um bis zu zehn Jahre verlängern. Besonders Bewegung ist für die Bandscheiben essenziell, da sie dadurch mit Flüssigkeit versorgt werden. Selbst bei leichten Schmerzen ist es ratsam, aktiv zu bleiben. Krankengymnastik für 20 bis 40 Minuten pro Tag kann bereits helfen. Für schwerere Fälle hat Dr. Marianowicz ein fünfstufiges Behandlungskonzept entwickelt: Beginnend mit Muskeltraining und Reiztherapie, über Injektionen mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmern bis hin zu Mikrotherapien und minimal-invasiven Verfahren. Falls erforderlich, kommt eine stationäre Komplextherapie zum Einsatz, die mehrere dieser Methoden kombiniert. Das Konzept zeigt Erfolg: 80 % seiner Patienten können mit den ersten beiden Stufen behandelt werden und sind danach wieder schmerzfrei – ohne operativen Eingriff.
Übergewicht kann den Rücken zusätzlich belasten. Während zwei bis drei Kilo Übergewicht unproblematisch sind, führen 20 bis 30 Kilogramm zu erheblichen Belastungen für Gelenke, Wirbel und die gesamte Körperhaltung. Dadurch entsteht ein Teufelskreis: Weniger Bewegung führt zu weiterem Übergewicht. Ein guter Indikator ist der Body-Mass-Index (BMI): Liegt er zwischen 19 und 25, ist das Gewicht ideal. Zwischen 25 und 30 spricht man von leichtem bis deutlichem Übergewicht, ab einem BMI von 31 besteht starker Handlungsbedarf. Eine Ernährungsumstellung und ein individueller Bewegungsplan sind dann unumgänglich. Dabei ist es wichtig, nicht zu hungern, sondern bewusst zu essen.
Auch die richtige Ernährung spielt eine große Rolle für die Rückengesundheit. Gelenke, Muskeln und Bandscheiben benötigen essenzielle Vitalstoffe. Besonders wichtig ist eine ausreichende Wasserzufuhr von mindestens zwei bis drei Litern täglich, da der Gallertkern der Bandscheiben zu 90 % aus Wasser besteht. Vitamine wie B, C, D und E tragen entscheidend zur Gesundheit bei: Vitamin B unterstützt die Muskulatur und Nervenleitungen, Vitamin C und E sorgen für stabile Knochen und Gelenke, während Vitamin D die Kalziumaufnahme fördert. Dieses wird durch Sonnenlicht in der Haut gebildet, weshalb gerade im Winter ausreichend Tageslicht wichtig ist. Zusätzlich stärken Magnesium, Zink und Omega-3-Fettsäuren das Immunsystem und wirken entzündungshemmend. Eine ausgewogene Ernährung mit möglichst wenig Fast Food und Fertiggerichten ist essenziell. Kaffee und süße Getränke entziehen dem Körper Kalzium, und übermäßiger Alkoholkonsum ist eine Hauptursache für Osteoporose bei Männern.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Viele Rückenoperationen sind überflüssig. In den meisten Fällen können Schmerzen durch konservative Therapien behandelt werden. Ein gesunder Lebensstil mit Bewegung, richtiger Ernährung und bewusster Schmerztherapie hilft, langfristig Rückenprobleme zu vermeiden – ganz ohne Skalpell.